• Heute habe ich für Euch ein weiteres meiner Lieblingslieder. Es ist die Vertonung eines Gedichts von Богдан Лепкий von 1910, und es hat in der Ukraine bis heute einen ganz besonderen Status, mehr davon weiter unten. Diese Version hier ist von der unvergessenen und leider viel zu früh von uns gegangenen Квітка Цісик, einer Amerikanerin ukrainischer Abstammung, die eine professionelle klassische Sängerin war und in den 80er Jahren einige Aufnahmen traditioneller und zeitgenössischer ukrainischer Musik machte. Diese Aufnahmen erlangten in der sowjetischen Ukraine sofort Kult-Status und wurden fast bis zur Unhörbarkeit von Kassette zu Kassete kopiert. Diese Beliebtheit verdankten die Aufnahmen sowohl den schönen Arrangements und ihrer Stimmer, als auch der Tatsache, dass viele dieser Lieder in der SU verboten waren, weil die Autoren oft als ukrainische Patrioten auf der schwarzen Liste standen.

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    Hier ist der Text:

    Quote

    Чуєш брате мій, товаришу мій,
    Відлітають сірим шнурком журавлі у вирій.

    Приспів:
    Кличуть "Кру-кру-кру, в чужині умру,
    Заки море перелечу, крилонька зітру
    крилонька зітру"

    Мерехтить в очах безконечний шлях,
    Гине-гине в сірій мряці слід по журавлях.

    Приспів.

    Und die Übersetzung:

    Quote

    Hörst Du, mein Bruder, mein Freund,
    Die Kraniche, in einer grauen Schnur, fliegen gen Süden

    Refrain:
    Sie rufen "Kru-kru-kru, ich werde in der Fremde sterben
    Wenn ich das Meer überquere, werden meine Flügelchen verbraucht sein"

    Meine Augen sehen das Blinken des unendlichen Wegs
    Im grauen Nebel verschwindet die Spur der Kraniche

    Refrain

    Dieses Lied hat so eine große Bedeutung, weil es auf poetische Weise die Sehnsucht und den Schmerz der in der Diaspora lebenden Ukrainer ausdrückt. Als das Gedicht entstand, war gerade die erste große Emigrationswelle von Ukrainern (vor allem nach Amerika und Kanada) am Abflauen. Es folgte eine zweite nach dem ersten Weltkrieg, vor allem aus der Westukraine - in Stalins SU war das schon kaum noch möglich. Die dritte kam nach dem zweiten Weltkrieg, wiederum vor allem aus der Westukraine, wo es den Menschen leichter gelang, sich als Polen auszugeben und durch Polen und Deutschland hindurch in den Westen zu flüchten (die Alliierten nahmen nach einem Abkommen mit Stalin keine ukrainischen Flüchtlinge auf).