Zieht Belarus in den Krieg?

  • Gefolterter Ex-Häftling rechnet mit Lukaschenko ab
    Der belarussischstämmige Politologe Vitali Shkliarov hat einst den Wahlkampf Angela Merkels, Barack Obamas und Bernie Sanders’ mit organisiert. Eine Reise in die Heimat Belarus endete für ihn 2020 mit einer Verhaftung und Folter in einem Gefängnis in Minsk. Heute lebt Shkliarov mit seiner Familie in Kiew – und lässt sich nicht zum Schweigen bringen. In einem Kommentar für die Berliner Zeitung rechnet er mit dem belarussischen Diktator – und mit Putin – ab.

    Der wichtigste Verbündete Russlands, Diktator Alexander Lukaschenko, hat den Krieg in der Ukraine erneut verteidigt. „Ohne den raschen Zusammenschluss unserer Länder, ohne die Stärkung politischer, wirtschaftlicher und militärischer Beziehungen werden wir morgen vielleicht nicht mehr existieren“, sagte er auf einem Treffen der Anführer der OVKS-Staaten. Am Montag trafen sich die Spitzen des von Russland dominierten Militärbündnisses in Moskau. Neben Russland und Belarus gehören Armenien, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan der OVKS an. Diese Länder forderten Lukaschenko nun heraus, sich endlich eindeutig auf die russische Seite im Ukraine-Krieg zu stellen. Kurz danach informierte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow die Öffentlichkeit: Es wird ein groß angelegtes Treffen zwischen Putin und Lukaschenko geben. Was kommt da auf uns zu?

    Darf ich kurz erinnern: Wladimir Putin half Herrn Lukaschenko 2020, sich an die Macht zu klammern, nachdem seine gefälschte Wiederwahl die größten Massenproteste in Belarus ausgelöst hatte. Diese Proteste wurden vom Lukaschenko-Regime brutal niedergeschlagen. Im Gegenzug unterstützte Lukaschenko die russische Invasion in die Ukraine und verteidigte diese auch stets. „Kein Land bedroht die Nato, während die Nato ihre Militärpräsenz in Osteuropa aufbaut und groß angelegte Übungen durchführt“, so Lukaschenko beim OVKS-Gipfel in Moskau.

    Während die Ukraine derzeit von Russland militärisch angegriffen wird, findet in Belarus eine „sanfte“ Besatzung statt. Der Kreml muss dafür keine einzige Patrone abfeuern. Mit Lukaschenkos Legitimität hat es wenig zu tun, dass sich russische Truppen heute auf dem Territorium von Belarus befinden. Dort gilt das Recht des Stärkeren – ungeachtet des Kreml-Versprechens, die Truppen aus Belarus abzuziehen, sobald die zehntägige Übung, die am 10. Februar begann, beendet worden ist. Insbesondere da es Putin nicht gelingt, die Ukraine großflächig zu besetzen, kann man davon ausgehen, dass sich Belarus unter Lukaschenko schnell zum Teil des russischen Imperiums entwickeln wird.

    Denn Putin versucht nun, seine eigene „russische Welt“ zu schaffen. Er versucht, die Ukraine zu erobern und Belarus in die Russische Föderation zu implementieren. Das sind seine Grundlagen für eine zukünftige Sowjetunion 2.0. Der Entzug der belarussischen Souveränität ist dementsprechend ein unverzichtbarer Bestandteil des Kriegsplans in der Ukraine. Lukaschenko müsste sich sehr anstrengen, um in dieser Hinsicht seinen Platz in dieser neuen „russischen Welt“ zu finden. Er hat Angst, dass er ohne Putin keine Chance hat, zu überleben.

    Sollte das Putin-Regime den Krieg überleben, ist die vollständige Unterwerfung von Belarus vorprogrammiert. Für Russland wäre dies ein notwendiger erster Schritt für einen nächsten Angriff auf die Ukraine. Irgendwas muss man schließlich dem eigenen, russischen Volk als Kriegstrophäe präsentieren. Belarus war für Russland schon immer eine Quelle von Arbeitskräften sowie ein Absatzmarkt und Brückenkopf für Militärübungen. Während Russland trotz des Sanktionskrieges noch Reserven hat, die Scheinstabilität zu wahren, gibt es solche in Belarus längst nicht mehr. Es steht fest: Solange Lukaschenko herrscht, wird die belarussische Wirtschaft nicht vom Fleck kommen.

    Dazu kommt noch eine schwere politische Destabilisierung. Im Gegensatz zu Putin, der in Russland erhebliche Unterstützung genießt (nach verschiedenen Schätzungen 60 bis 80 Prozent), wird Lukaschenko von höchstens 20 bis 30 Prozent der Belarussen unterstützt – dies ist eine Folge der brutalen Niederschlagung der Proteste in Minsk 2020. Wenn der Krieg des russischen Regimes zumindest theoretisch nicht unbedingt zum endgültigen Zusammenbruch des Landes führen wird, wird die Teilnahme am Krieg für den belarussischen Diktator mit Sicherheit tödlich sein.

    Das ist sein Dilemma: Ohne Putin glaubt er nicht überleben zu können, aber auch die unmittelbare Teilnahme am Krieg könnte ihn ruinieren. Das letzte Argument, das die Lukaschenko-Anhänger zu seiner Verteidigung noch vorbringen konnten, ist Frieden. Selbstbewusst stellte der Diktator vor seiner Wählerschaft zur Schau, dass es ihm gelungen sei, Belarus als Insel der Stabilität und Frieden zu erhalten. Am 24. Februar brach jedoch diese Rhetorik zusammen – Belarus befindet sich im Krieg mit der Ukraine.
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    https://www.msn.com/de-de/nachrich…90decb466a007bc

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    Nicht nur, dass sich Putin der belarussischen Soldaten nicht sicher sein kann -
    er muss - ganz im Gegenteil - sogar befürchten, dass die Soldaten, die gezwungen werden in der Ukraine zu kämpfen, sich der UA-Armee anschliessen werden... und dann sogar GEGEN seine russischen "Spezial-Operateure" kämpfen werden!
    Darum wartet der "letzte Diktator Europas" ja auch - noch - mit deren Einsatz!

    Putin hat nicht nur die Ukraine für immer verloren - so wie es aussieht, wird auch Belarus auf mittlere Sicht hin sich seinem Zugriff entziehen! Poka!

    Edited 2 times, last by ChristophVIE (May 18, 2022 at 3:37 PM).

  • https://www.nzz.ch/international/…beit-ld.1685397

    Es könnte aber auch ganz anders werden.
    In einem Interview mit Putin sprach Lukaschenko von einer langen Grenze zu Polen.
    Ich finde das Video darüber nicht mehr.

    Russ. Geheimdienst meint, das Teile der UA an Polen gehen wird. Ist euch so etwas zu Ohren gekommen?
    Nun spinne ich den Faden mal weiter, wenn das eintreten würde,
    würde ja dadurch die Nato mit von der Partie sein!
    Führt dann Russland Krieg mit einem NATO- Land?!
    Was kann man sich noch ausdenken ?


    Was Putin will (eine Union mit Belaruss) , will Lukaschenkow noch lange nicht. Der drehte und wendete sich bislang erfolgreich durch seine Hinhaltetaktik vor einer Eingliederung nach Russland. Das könnte durch das Verhalten des Westens nun aber immer schwieriger für Lukaschenkow werden, denn nun ist er noch mehr an Rusdland gebunden - Handel usw.
    Und wenn er vereinnahmt wird, sind die Soldaten mit von der Partie….
    Entschuldigung, klingt alles etwas wirr

    Edited once, last by pustekuchen (May 23, 2022 at 9:43 PM).