Der ukrainische Führerschein wird mittlerweile ohne weitere Prüfung auf einen deutschen Führerschein umgeschrieben. Meine ukrainische Stieftochter wird dieses demnächst durchführen, aber, weil sie sich reichlich unsicher fühlt, trotzdem noch ein paar praktische Fahrstunden in der Fahrschule nehmen.
Natürlich ist es möglich, dass sich die ukrainischen Männer in ihren Bonzenautos vom Wehrdienst freigekauft haben. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie vor Kriegsbeginn außerhalb der Ukraine beruflich tätig waren. Mein Schwager war z. B. als technischer Direktor eines ukrainischen Flugmotorenherstellers in Indien tätig. D. h., er ist dort immer noch als solcher tätig. Allerdings hat sein Unternehmen die wirtschaftliche Tätigkeit momentan eingestellt. Er erhält also kein Gehalt oder sonstige Zuwendungen. Ergo hat er die dortige Dienstwohnung aufgekündigt, ist nun nach Europa gekommen, und wird den Teufel tun und in die Ukraine fahren. Auf irgendwelche sozialen Zuwendungen ist er definitiv nicht angewiesen, und wird sich auch nicht darum bemühen. Andere Männer haben mehr als 2 Kinder, und durften seinerzeits, zusammen mit den Frauen, die Ukraine verlassen. Andere haben schon Dienst an der Front geleistet, und sind vom Wehrdienst befreit worden, bzw. werden, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr berücksichtigt.
Aus unserem Bekannten- und Familienkreis ist nicht bekannt, dass den Einberufungsbescheiden nicht nachgekommen wird. Allerdings sind die jüngeren, männlichen Familienmitglieder ständig in der Ukraine auf Achse. Primär um eine Möglichkeit zum Geldverdienen zu finden, sekundär sicherlich auch, um sich dem Krieg zu entziehen. Die ukrainische Regierung hat dieses wohl auch schon längst mitbekommen, und bietet offenkundig "interessante" Arbeitsstellen an, um diesen Männern habhaft zu werden. So zumindestens die Ausführungen unseres Neffens, welcher verständlicherweise kein Interesse hat, an die Front zu kommen, und welcher viele Stellenangebote mit sehr viel Argwohn betrachtet. So nebenbei: Es gibt auch viele Stellenanbieter, welche die Not ausnützen, die Arbeitskraft der jungen Männer in Anspruch nehmen, aber kein Gehalt zahlen.
P. S.: Bei uns sind ebenfalls einige "Bonzenautos" mit ukrainischem Kennzeichen unterwegs. Dort sitzen jedoch üblicherweise Frauen am Steuer.