• Dass reaktionäre Nostalgiker faktenresistent sind, dürfte wohl einigen klar sein, wenn man sich den Kommentarbereich bei den Online-Medien ansieht.

    Der Gas-Deal zwischen Russland und China wird als großer "eurasischer Freundschaftcoup" propagiert.


    Mal zu den Fakten:

    - über die Konditionen wurde über 10 Jahre gestritten, weil der Preis für Russland zu niedrig war

    - die Trasse nach China wird (erst) noch gebaut

    - der Preis liegt für 1.000 Kubikmeter Gas bei 350 Dollar - das sind durchschnittlich grob 100 Dollar weniger, als die Preise für Europa*!

    - Abkehr von Jahrzehnten alten Grundsätzen:

    "...Nun sucht der Staatskonzern nach neuen Partnern. Der jüngste Coup: Warum steigen nicht die Chinesen ein? Es wäre ein Novum: Eigentlich will Russland ausländische Investoren nicht an wichtigen und großen Lagerstätten beteiligen. Und laut dem Gesetz über Bodenschätze zählt Wanker zu einem strategischen Vorkommen, das komplett in russischer Hand bleiben soll."

    http://www.zeit.de/wirtschaft/201…hina-wirtschaft

    * http://www.ostinstitut.de/de/news/aktuel…s_gas_in_europa


    Weiterhin ironisch - in dem reaktionären Milieu wird die chinesisch-russische Freundschaft gefeiert.

    Auch Peter Scholl Latour gilt dort als Ikone, wenn es um Russland geht. Anscheinend haben die Leute aber die Doku/das Buch "Russland im Zangengriff" nicht gesehen:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Und auch der Beinahe-Krieg zwischen China und Russland ist anscheinend vergessen.

    Ussuri - Konflikt:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenfall_am_Ussuri

    "Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen das eigene Ideal"
    Friedrich Nietzsche

    Einmal editiert, zuletzt von Dante (23. Oktober 2014 um 21:49)

  • Selbst Ria Novosti hegt leichte Zweifel an der ökonomischen Effizienz des Gas-Deals:

    Zitat


    „In den russischen Medien wird der russisch-chinesische Gasvertrag als großer Erfolg dargestellt, aber der Umstand, dass der Preis nicht genannt wird, macht diese Behauptungen fragwürdig“, findet der Politologe Michail Winogradow. „Im Westen wird dieser Vertrag eher als Russlands Zugeständnis an China wahrgenommen, aber nicht als Beweis, dass Russland einen vollwertigen Partner im Osten gefunden hat.“

    Ein Sprecher des Investmenthauses Renaissance Capital schätzte den Gaspreis für China ebenfalls auf 370 bis 380 Dollar pro 1000 Kubikmeter, verwies jedoch darauf, dass die neue Pipeline noch gebaut werden muss. Das bedeute, dass die Gewinne durch die Gaslieferungen gen Osten letztendlich geringer als nach Europa sind. „Falls der Export durch die „Sila Sibiri“-Pipeline langfristig nicht wächst und bei 38 Milliarden Kubikmeter bleibt, dann werden die Investitionen von 30 Milliarden Dollar in die Pipeline für Gazprom ruinierend sein“, so der Sprecher.

    „Dieser Deal hat zwei Aspekte: einen politischen und einen wirtschaftlichen“, sagte der Direktor des Energiezentrums der Skolkovo Business School, Grigori Wygon. „Aus politischer Sicht ist dieser Vertrag ein Erfolg, denn Gazprom riskierte, zu spät auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen. Angesichts der mit der Ukraine verbundenen Risiken und der Position Europas ist eine Diversifizierung unserer Gaslieferungen sehr notwendig. Aus wirtschaftlicher Sicht aber ist dieses Projekt bei einem Preis von unter 450 Dollar unrentabel“, so der Branchenkenner.

    „Ein Preis von 387 Dollar ist nicht allzu niedrig, um von Russlands Bereitschaft zu einer Umorientierung nach China zu sprechen, aber auch nicht allzu hoch, um das russische Gas in langfristiger Perspektive konkurrenzunfähig zu machen“, äußerte Tatjana Mitrowa vom Institut für Energieforschungen. „Das ist ein vernünftiger Kompromiss. (…) Vieles hängt allerdings von der Ausgabenkontrolle beim Pipelinebau und von der Einhaltung der Baufristen ab“, warnte die Expert

    Quelle: http://de.ria.ru/zeitungen/20140522/268556971.html

    "Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen das eigene Ideal"
    Friedrich Nietzsche