„In den russischen Medien wird der russisch-chinesische Gasvertrag als großer Erfolg dargestellt, aber der Umstand, dass der Preis nicht genannt wird, macht diese Behauptungen fragwürdig“, findet der Politologe Michail Winogradow. „Im Westen wird dieser Vertrag eher als Russlands Zugeständnis an China wahrgenommen, aber nicht als Beweis, dass Russland einen vollwertigen Partner im Osten gefunden hat.“
Ein Sprecher des Investmenthauses Renaissance Capital schätzte den Gaspreis für China ebenfalls auf 370 bis 380 Dollar pro 1000 Kubikmeter, verwies jedoch darauf, dass die neue Pipeline noch gebaut werden muss. Das bedeute, dass die Gewinne durch die Gaslieferungen gen Osten letztendlich geringer als nach Europa sind. „Falls der Export durch die „Sila Sibiri“-Pipeline langfristig nicht wächst und bei 38 Milliarden Kubikmeter bleibt, dann werden die Investitionen von 30 Milliarden Dollar in die Pipeline für Gazprom ruinierend sein“, so der Sprecher.
„Dieser Deal hat zwei Aspekte: einen politischen und einen wirtschaftlichen“, sagte der Direktor des Energiezentrums der Skolkovo Business School, Grigori Wygon. „Aus politischer Sicht ist dieser Vertrag ein Erfolg, denn Gazprom riskierte, zu spät auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen. Angesichts der mit der Ukraine verbundenen Risiken und der Position Europas ist eine Diversifizierung unserer Gaslieferungen sehr notwendig. Aus wirtschaftlicher Sicht aber ist dieses Projekt bei einem Preis von unter 450 Dollar unrentabel“, so der Branchenkenner.
„Ein Preis von 387 Dollar ist nicht allzu niedrig, um von Russlands Bereitschaft zu einer Umorientierung nach China zu sprechen, aber auch nicht allzu hoch, um das russische Gas in langfristiger Perspektive konkurrenzunfähig zu machen“, äußerte Tatjana Mitrowa vom Institut für Energieforschungen. „Das ist ein vernünftiger Kompromiss. (…) Vieles hängt allerdings von der Ausgabenkontrolle beim Pipelinebau und von der Einhaltung der Baufristen ab“, warnte die Expert