Ukraine-Krise: Angst vor Putins Schattenarmee

  • Der ukrainische Präsident Poroschenko spricht von einem "richtigen Krieg" mit Russland. Das ist wahr und falsch. Der Kreml schickt zwar Waffen und Soldaten - unterstellt sind die aber den Separatisten.
    Es gibt im Englischen den Begriff des "Blame Game", auf Deutsch lässt er sich mit "Schwarzer-Peter-Spiel" übersetzen: Zwei Parteien schieben sich die Schuld zu für ein Ärgernis, einen Fehler - oder einen Krieg.
    In der Ukraine-Krise lässt sich gerade eine verschärfte Form des "Blame Game" beobachten: Kiew und Moskau bezichtigen sich der Kriegstreiberei - noch bevor die Kämpfe wieder in voller Heftigkeit entflammt sind. Beide Seiten beschuldigen sich, Vorbereitungen für groß angelegte Offensiven zu treffen und damit endgültig das Minsker Abkommen zu brechen, das einen Waffenstillstand vorsah.
    Man komme "ungeachtet der Beteuerungen Kiews und Washingtons zu dem Eindruck, dass die Ukraine sich auf neue Kampfhandlungen vorbereitet", meldete Russlands Staats-TV am Dienstag zur besten Sendezeit. In Kiew gebe es eine "Partei des Krieges" mit Interesse an einer militärischen Eskalation, weil das die Wirtschaftsprobleme überspiele.
    Die ukrainische Armee verlor am Dienstag bei Schusswechseln drei Mann nahe Luhansk. Der Konflikt schwelt, die Konfliktparteien bereiten sich vor auf den Tag, an dem der Krieg wieder voll entflammt. Wen wird die internationale Gemeinschaft dann für den Bruch des Minsker Waffenstillstandsabkommens verantwortlich machen, auf wen den Druck erhöhen? Es ist ein proaktives Schwarze-Peter-Spiel.
    Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sagte gegenüber der BBC, Moskau bereite eine neue Offensive vor. Sein Land müsse "bereit" dafür sein. Im Übrigen wolle er mal klar stellen: "Das ist kein Kampf gegen von Russland unterstütze Separatisten, das ist ein richtiger Krieg mit Russland."
    Für die Ukraine steht viel auf dem Spiel: Sie muss den Westen überzeugen, Hilfe zu verdienen. Wenn Kiews Gegner die übermächtigen russischen Streitkräfte sind, dürfte das leichter fallen. Allerdings beherrscht auch Poroschenkos Widersacher die Regeln dieses Spiels. Russlands Präsident Wladimir Putin spottet, den Ukrainern sei es wohl peinlich, dass sie "ehemaligen Bergleuten und Traktorfahrern unterliegen".
    Russlands Rolle ist schwer zu fassen
    Poroschenko hat mit seiner Aussage über den "richtigen Krieg" mit Russland Recht und Unrecht zugleich. Einerseits ist Moskaus militärische Beteiligung inzwischen gut belegt: Russland schickt Soldaten und Panzer. Sie werden aber in der Regel in Verbände der Separatisten integriert. Deshalb bleibt die Rolle des Kreml schattenhaft und schwer zu fassen...

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