"Über Partys brauchen wir gar nicht erst zu reden"
Alexandra, Daria und Roman sind junge Menschen, 22 und 23 Jahre alt, sie alle sind in der Ukraine geblieben. Hier erzählen sie, warum sie nicht geflohen sind, was ihnen Hoffnung macht und um wen sie sich sorgen. Keiner von ihnen glaubt, dass der Krieg bald zu Ende geht. "Es ist sehr schmerzhaft, so etwas erleben zu müssen", sagt Daria über einen Luftangriff auf ihre Stadt, bei dem Menschen ums Leben kamen. "Das Einzige, was man dabei empfinden kann, sind Wut und Hass auf diese Unmenschen."
ntv.de: Wie ist das Leben in Kiew beziehungsweise Krywyj Rih heutzutage?
Olexandra: "In meiner Heimatstadt Kiew hat man manchmal das Gefühl, dass das Leben immer noch so ist, wie es vor dem Krieg war. Viele Menschen, alle arbeiten, erledigen ihren täglichen Kram, erholen sich. Aber eine Regel gibt es in der Stadt: Wenn du dir Freizeitaktivitäten leisten kannst, vergiss bitte nicht, für die Streitkräfte zu spenden. Ich halte mich an diese Regel, dann fühle ich mich besser. Ich bevorzuge aber lokale Spenden, wo man weiß, dass die Menschen jetzt und dringend Geld brauchen. Es gibt viele Flüchtlinge aus dem Osten des Landes, beispielsweise aus Charkiw, arme Menschen. Wir alle hassen die Sirenen. Aber nur ein sehr geringer Prozentsatz der Menschen reagiert auf sie. Die Familie einer Freundin von mir hatte eine Ferienanlage in einem Wald in der Nähe von Tschernihiw. Die Häuser dort sind schwer zerstört worden. Bei der Schwester meiner Freundin in Tschernihiw ist eine Rakete ins Haus geflogen und nicht explodiert. Wie können wir den Russen je verzeihen?"
Roman: "Daria und ich kommen aus Krywyj Rih. Am 9. Juli kam hier ein 20-jähriges Mädchen beim Training ums Leben, als unsere Stadt angegriffen wurde. Sie war ukrainische Meisterin im Sporttanzen. Ich empfinde Trauer und höllische Wut darüber, dass sie gestorben ist wegen der Unmenschen, die nur Schrecken und Tod mit sich bringen. Das Mädchen hat gelebt und auf den nächsten Tag gewartet, jetzt liegt es wegen dieses russischen Abschaums in der nassen Erde. Jeden Tag sterben Menschen, es gibt Hunderte solcher Geschichten. Hunderte Tote in der ganzen Ukraine. Wir erzählen diese Geschichten bei Instagram, Facebook und TikTok unter dem Hashtag #russiaisaterroriststate, um auf unsere Situation aufmerksam zu machen."
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