Dokumente - russisch oder ukrainisch?

  • Je nach zukünftiger politischer Ausrichtung könnte das natürlich der 1. Schritt zu weitern Unterdrückung der Ukrainischen Kultur führen - hier habe ich wahrscheinlich zu demokratisch gedacht.

    Hinzu kommt aber in der Ukraine auch noch der historische Aspekt, den ich im vorherigen Beitrag ausgeführt habe. Ich glaube nicht, dass eine solche Regelung zu einem friedlichen Miteinander führen würde.

    Da gehst du aber von der Prämisse aus, dass es momentan völlige Hamonie gibt - der Graben zwischen Ost und West ist aber existierend.
    Die Konflikte sind schon vorhanden, siehe Schlägereien im Parlament usw. Die momentane Situation würde ich auch nicht als Ideallösung sehen.

    Ehrlich gesagt, habe ich auch keine Ahnung was hier eine venünftige Lösung wäre.... ?(

    "Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen das eigene Ideal"
    Friedrich Nietzsche

    • Offizieller Beitrag

    Da gehst du aber von der Prämisse aus, dass es momentan völlige Hamonie gibt - der Graben zwischen Ost und West ist aber existierend.
    Die Konflikte sind schon vorhanden, siehe Schlägereien im Parlament usw. Die momentane Situation würde ich auch nicht als Ideallösung sehen.

    Nein, die Formulierung "zu einem friedlichen Miteinander führen" impliziert eher das Gegenteil. Tatsächlich ist genau das die große Aufgabe, die das Land und sein Volk lösen müssen, andernfalls wird das Land auseinanderfallen.


    Ehrlich gesagt, habe ich auch keine Ahnung was hier eine venünftige Lösung wäre.... ?(

    Mein Eindruck ist, dass sich jenseits von der Politik schon einiges getan hat. Die Tatsache, dass auch im Osten Ukrainisch an der Schule gelehrt wird zusammen mit Harry Potter führen langsam dazu, dass ein wachsender Anteil der Bevölkerung de facto zweisprachig ist. (Harry Potter hat einen bemerkenswerten Anteil an der Ukrainisierung von Kindern, da der letzte Teil früher in ukrainisch erschien als in russisch, was viele Familien auf den Druck iherer Kinder hin dazu bewog, die ukrainische Übersetzung anzuschaffen anstatt auf die russische zu warten)

    Ich glaube, es sollte vor allem der Ball flachgehalten werden. Je mehr dieses Thema politisiert wird, desto verhärteter sind die Fronten.
    Ich hoffe, dass die neue Regierung bald andere Sorgen hat, als das Rachebedürfnis einiger ihrer Wähler zu befriedigen. Dann hat das Land eine Chance, sich einigermaßen normal zu entwickeln.

    • Offizieller Beitrag

    Also meine Frau trimmt unsere Kids in beide Sprachen. :grumble:

    Du kannst Deiner Frau meine Bewunderung übermitteln :) Für mich ist immer klar gewesen, dass eventuell noch kommender Nachwuchs in allen Sprachen des Elternhauses aufwachsen soll. Ich habe selber einige Verwandte, die mehrsprachig aufgewachsen sind, sie haben in ihrer Entwicklung extrem davon profitiert und leisten bewusst oder unbewusst einen Beitrag zur Völkerverständigung.


    Man sollte bei diesem Thema auch nicht in die Vergangenheit schauen, sondern in die Zukunft. Russisch wird auch dort einen Bestandteil in der Ukraine haben.

    Das sehe ich genau so.


    Und bin mir auch sicher das unsere Nachbarin Nina mit ihrem "Mischukrainisch" in der Westukraine nicht sehr weit kommen wird.

    Ich kann das nicht bestätigen. Ich bin ja beziehungstechnisch eng mit der Westukraine verbunden. Dass man dort mit Landsleuten auf ukrainisch kommunizieren möchte, ist ja hinlänglich bekannt (umgekehrt übrigens genauso im Osten auf russisch). Dennoch hörst Du immer noch ziemlich viel russisch auf der Straße. Und wenn sich jemand Mühe gibt, ukrainisch zu sprechen, wird das sehr positiv aufgenommen. Man sollte weder auf der einen noch auf der anderen Seite das Verhalten einiger Idioten zum Maßstab machen.

  • Zitat

    Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ist eigentlich der legale Status des russischen in diesen Regionen?

    Der ist etwas schwerig, die Krim gehört zu Ukraine und ist damit Kiew untergeordnet, andererseits hat sie aber auch den Status einer "Autonomen Republik", die lokale Amtsprache ist somit russisch, wie auch das Leben im Alltag.

    >> http://www.ukraine-nachrichten.de/2477/p%C3%A4ss…he-ausgefertigt

    Wenn du dir Flagge, der Krim ansiehst:

    ...ist die geistige und politische Nähe zu Russland unverkennbar. Ca 80-90% haben bei der vorigen Wahl für
    Wiktor Janukowytsch gestimmt.

    Ich kann nur für die Südkrim, Simferopol und Sudak sprechen, aber abgesehen von dem Logo von "Kievstar", habe ich dort noch nichts in im Alltag in ukrainischer Schrift gesehen. Schilder; Speißekarten; Preise; TV usw. ist alles in russisch, also alles was nicht strikt behördlich aus Kiew kommt.
    Auch die Beamten am Flughafen in Simferopol haben mich gefragt, ob ich russisch spreche.

    "Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen das eigene Ideal"
    Friedrich Nietzsche

    • Offizieller Beitrag

    Der ist etwas schwerig, die Krim gehört zu Ukraine und ist damit Kiew untergeordnet, andererseits hat sie aber auch den Status einer "Autonomen Republik", die lokale Amtsprache ist somit russisch, wie auch das Leben im Alltag.

    Da spricht dann doch einiges dafür, dass sich auch durch Einführung von Russisch als zweite Amtssprache dort nicht viel ändern würde, oder? Mich erinnert das an Südtirol, wo man in seiner deutschsprachigen Blase lebt und einige Sonderrechte hat, dennoch aber Deutsch keinen besonderen Status im Rest des Landes hat.

    Ich halte die Amtssprachen-Diskussion für wenig hilfreich. Wenn der Wunsch nach der zweiten Amtssprache Russisch vor allem deshalb vorgebracht wird, weil man einfach keine zweite Sprache können möchte, finde ich das total neben der Spur. Dass man in Donetsk oder Simferopol seine Heiratsurkunde nicht in ukrainischer Sprache verfassen müssen will, finde ich wiederum völlig verständlich, und wenn derartige Regeln irgendwo existieren, sollten sie abgeschafft werden.

    Zu alldem braucht man aber keine landesweit zweite Amtssprache Russisch. Eine derartige Regel hätte gravierende Nachteile für die Bevölkerungsmehrheit, ohne der Minderheit einen wirklichen Mehrwert zu bringen. Es geht bei dieser Forderung m.E. viel mehr um Politik und Ideologie als um spürbare Verbesserungen für die Menschen.

  • Dass man in Donetsk oder Simferopol seine Heiratsurkunde nicht in ukrainischer Sprache verfassen müssen will, finde ich wiederum völlig verständlich, und wenn derartige Regeln irgendwo existieren, sollten sie abgeschafft werden.

    Sehe ich genauso.Um sowas geht es ja auch. Es sollte dann aber auch offiziell von Kiew geregelt werden, dass man den verschiedenen Oblaste im Osten/Süden off. die lokale Amtssprache zugesteht und sie bei Bearbeitung in Kiew zu 100% akzeptiert. Momentan ist es nämlich etwas chaotisch in dieser Hinsicht.
    Somit bräuchte man keine 2. Amtsprache auf nationaler Ebene und man würde trotzdem Rücksicht auf die lokalen Befindlichkeiten nehmen.

    "Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen das eigene Ideal"
    Friedrich Nietzsche

    • Offizieller Beitrag

    Wenn du dir Flagge, der Krim ansiehst:

    ...ist die geistige und politische Nähe zu Russland unverkennbar. Ca 80-90% haben bei der vorigen Wahl für
    Wiktor Janukowytsch gestimmt.


    Die Flagge sieht der Niederländischen aber verdammt ähnlich :phat:

    Ich kann nur für die Südkrim, Simferopol und Sudak sprechen, aber abgesehen von dem Logo von "Kievstar", habe ich dort noch nichts in im Alltag in ukrainischer Schrift gesehen. Schilder; Speißekarten; Preise; TV usw. ist alles in russisch,


    Ist doch eigentlich eher traurig, oder?

    Warum steht der russischen Sprache eigentlich so ein Sonderstatus zu? Es ist doch "nur" eine der Sprachen der Minderheiten in der UA. Von den Rumänen, Tartaren, Weißrussen ... wird irgendwie nicht so ein Gewese gemacht. Aber mit der russischen Sprache gibts immer welche Konflikte. Über das Hintertürchen der Europäischen Charta der Sprachen für Minderheiten (oder so) sollte doch letztens ein Gesetz durchgebracht werden was selbst Janukowitz zu viel war. Hier mal ein Link mit der Meinung von schlauen Leuten.
    Jetzt versucht der Bildungsminister über die Hintertür mit angeblich neuen Konzepten Link einen besonderen Status der russischen Sprache auf Kosten der ukrainischen Sprache zu zementieren.

  • Ich finde es sieht eher aus wie Frankreich. :phat:

    Ist doch eigentlich eher traurig, oder?

    Wieso, in Kreuzberg wird doch auch hauptsächlich türkisch gesprochen. :spiteful:

    Wie schon gesagt, ob man die Debatte jetzt emotional, politisch oder ethisch führt, Fakt ist und bleibt, dass auf der Krim die Russen die Mehrheit bilden und die Krim eine autonome Republik ist, die sich Russland verbunden fühlt.
    Ob man das jetzt akzeptieren will oder nicht, es ändert nichts an der momentanen Realität. Und das sage ich völlig parteilos, weil mich der Konflikt persönlich jetzt auch nicht so wahnsinnig interessiert. Als Deutscher geht mich das ehrlich gesagt ja auch nix an, um bei dem Thema zwangsläufig emotionsgeladen Partei ergreifen zu müssen oder mich sogar einmischen zu müssen. :)

    Ich bin nur generell der Ansicht, dass man ohne Kompromisse bei solchen Themen letztendlich nicht weit kommt.
    Wenn man auf nem Müllberg nen Baum pflanzt, dann sieht er zwar besser aus, stinkt aber trotzdem noch.
    Mülltrennung macht keinen Spaß, ordnet die Dinge aber und legt die Ursachen frei. Und dabei müssen sich eben alle Parteien dreckig machen und Opfer bringen.
    Das setzt natürlich eine gewisse (demokratische) Vernunft und Weisheit voraus...in wie weit die Mentalität der betroffenen Länder das zulässt einen praktikablen Konsens zu finden, wird die Zukunft zeigen.

    Ich bin gespannt ob ihr auch noch alle so sprach fördernd bleibt, wenn wir bald alle Mandarin lernen müssen. :roflmao:

    "Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen das eigene Ideal"
    Friedrich Nietzsche

  • Sind für offizielle Dokumente für die ukrainischen Behörden beide Sprachen zulässig oder nur ukrainisch?
    Kann man die Richtlinien irgendwo offiziell nachlesen?


    Also ... naja ich spreche mal sicherheitshalber fürs Standesamt Nikopol, Sicherheitshalbe führe ich noch aus, daß Nikopol im russischsprachigen Osten der Ukraine liegt, und hier sind 'Russischsprachige Dokumente definitiv wertlos. Dementsprechend sind Informationen "auch russischsprachig" oder "nur russisch genügt" unhaltbar.

    Ich weiß das sehr genau, da in diesem Monat ein befreundetes Ukrainisch / Russisches Paar heiraten wird. Die russischen Dokumente werden vom Standesamt Nikopol nicht akzeptiert, das Standesamt Nikopol besteht hier auf eine beglaubigte Übersetzung ins Ukrainische.