Wie lange lässt sich das russische Volk noch verarschen?

  • Aus dem russischen Volk sind weltbekannte Ingenieure, Musiker & Komponisten, Schauspieler & Regisseure, Schachweltmeister und weitere höchst intelligente Menschen hervorgegangen.
    Tolstoi, Tschaikovski, Dostojewski, Kasparov - um nur ein paar zu nennen...

    Wenn man die derzeitige Elite in Russland (und die ins Exil ins Ausland geflüchteten Oppositionellen der derzeitige Regierung im Kreml) so sieht, dann scheint sich mehr und mehr Widerstand gegenüber der Regierung von Putin und seiner Politik der Isolation und Aggression zu formieren.

    Der "einfache Bürger" dagegen scheint sich lieber mit Drogen und Wodka vollgepumpt vor dem Fernseher die Staats-Propaganda der russischen Medien wieder zu finden und grölend dem Treiben von Putin und seinen Schergen Beifall zu klatschen.
    Sind die Leute wirklich so "geistig unterbemittelt", dass sie eine Propaganda glauben, die einem ernsthaft weismachen will, dass in der Ukraine die neuen Geldscheine mit dem Konterfei von Adolf Hitler bedruckt werden, dass in der Westukraine kleine Kinder geschlachtet und gegessen werden und dass in der Ostukraine im Kampf gegen die Separatisten schwangere Frauen auf einen Panzer gebunden und zu Tode gefahren werden..?
    Genau dieser Schwachsinn wird aber in russischen "Nachrichtensendungen" als Tatsachen verkauft!
    Für wie blöd halten die uns eigentlich?
    Oder anders gefragt (meine Frage): Seit ihr Russen tatsächlich so dämlich, diesen Propaganda-Müll zu glauben??
    Das kann ich mir aufgrund der historischen Errungenschaften und der Persönlichkeiten (siehe Anfang meines Posts) eigentlich nicht vorstellen... Oder doch?

    Daher frage ich euch (Russen) nun direkt: Wie lange lasst ihr euch noch als "Deppen" hinstellen? Wie lange lasst ihr euch diesen Müll noch gefallen?

    WANN STEHT IHR ENDLICH AUF UND MARSCHIERT GEGEN PUTIN UM EUCH EUER LAND - das Land der historischen Errungenschaften und Persönlichkeiten von früher - WIEDER ZURÜCK ZU HOLEN???

    Boris Nemzow ist leider tot - aber es gibt mit Nadalnyi und Kasparow noch andere, hochintelligente und fähige Oppositionsführer, die euch den Weg in die Freiheit, die Demokratie und (von euch ja so sehr ersehnte) "Bedeutung in der Welt" wieder geben können!

    Die derzeitige Bedeutung als "isolierter Arschloch-Staat" in der Welt ist nicht das, was ihr euch erhofft und ersehnt habt, oder?

    STEHT ENDLICH AUF!

  • Das ist jetzt aber ein bisschen arg kontra die russische Bevölkerung...

    Ein paar Punkte, warum 85% der russischen Bevölkerung hinter Ihrer Regierung stehen und den heimischen Nachrichten glauben:
    - auf fast allen Sendern läuft der gleiche "Käse", wieso sollte es also nicht stimmen
    - wenn man sich im Internet russischsprachige alternative Quellen sucht, dann stehen immer noch wenige gegenteilige Nachrichten gegen die breite Masse der Information; Verdacht dergezielten Falschinformation liegt also eher bei den alternativen Quellen
    - die Regierung vertritt die Interessen des Volkes und sorgt für ihr Wohl; die Sanktionen der USA&EU treffen das Volk - aus russischer Sicht wollen die USA&EU eine Rückkehr zum kalten Krieg
    - unsere Moral- und Wertevorstellungen sind für die meisten Russen (in anderen Regionen der Erde auch für die Islamisten) völlig paradox (zB Umgang mit Homosexualität usw), geradezu dekadent - während sie wesentlich konservativer geprägt sind
    - es kann ihnen noch so schlecht gehen, solange die Nation eine Weltmacht ist, stehen sie das gerne durch. Seit dem Zerfall der UdSSR haben sie das Gefühl, diesen Status verloren zu haben. Putin gibt ihnen das Gefühl der Bedeutung zurück, da sind sich verschlechternde persönliche Verhältnisse noch kein Grund zu protestieren

    Interessant ist für mich, wie sich in den letzten Monaten die Regeln für Schüler verschärft haben. Vom "Singen der Nationalhymne jeden Morgen zu Schulbeginn" hin über "mehr Druck, an altstaatlichen Aktionstagen teilzunehmen (Friedhofspflege an Feiertagen und noch ein paar Dinge, die meine Stieftochter erzählt hat) bis hin zu "drastischen Verschärfungen der Kleiderordnung" wird die Jugend jetzt wieder in die Spur gebracht. Auch im Unterricht sind die Lehrer jetzt wieder strenger und traditionalistischer.
    Die nächste Generation soll nicht mehr ungehindert und vorurteilsfrei die westliche Lebensart für sich in Betracht ziehen......

    • Offizieller Beitrag

    Insofern finde ich den Ansatz, den ich gestern im Gesichtsbuch zu lesen bekam, nicht so verkehrt: Visumspflicht für russische Bürger abschaffen, damit möglichst viele selber her kommen und sich vom "schwulen Wahnsinn" im Westen selber "überzeugen". Ich könnte mir vorstellen, dass es dann wesentlich schwieriger wäre, das Lügengebäude über den Westen aufrecht zu erhalten...

  • Ich würde noch weiter gehen:
    Wir haben ja sehr oft sog. Patenschaften von deutschen und russischen Städten...
    Wie wäre es, wenn man dann einige Bürger aus der russischen Patenstadt zu sich nach Deutschland einlädt und ihnen hier dann zeigen, wie es sich so in einer Demokratie mit Meinungs- und Pressefreiheit leben lässt.

  • Insofern finde ich den Ansatz, den ich gestern im Gesichtsbuch zu lesen bekam, nicht so verkehrt: Visumspflicht für russische Bürger abschaffen, damit möglichst viele selber her kommen und sich vom "schwulen Wahnsinn" im Westen selber "überzeugen". Ich könnte mir vorstellen, dass es dann wesentlich schwieriger wäre, das Lügengebäude über den Westen aufrecht zu erhalten...

    Leider wird das nicht funktionieren, weil das voraussetzt, dass auch die russische Seite das möchte. Vor 12 Jahren hätte das echt etwas gebracht. Heute kann/wird der Kreml ganz leicht Gesetze beschließen, die das Ausreisen sehr erschweren...

    “Wer ein wirklicher Sucher nach der Wahrheit werden will, muss mindestens einmal im Leben möglichst alles angezweifelt haben.” – René Descartes

  • Das Thema "Einstellen der Visa-Pflicht für Bürger der russishcen Föderation" war am Sonntag abend auch bei Jauch's Talkrunde im Gespräch.
    Interessanterweise hat Nemzov's Tochter, die für ein Interview zu Gast war, ebenfalls die Möglichkeit angesprochen, dass bei Lockerung des Visasystems Ausreiseerschwernisse von seiten der Regierung verhängt werden könnten (positive Erfahrungen damit konnten sie ja knapp 80 Jahre im letzten Jahrhundert machen).
    Afaik sind auch schon für Mitarbeiter der Staatsgewalt (Polizei etc..) Ausreisebeschränkungen verhängt (meine Frau hat mir das mal vorgelesen).
    Desweiteren sagte Frau Nemzova, dass die meisten Russen sich selbst bei Visa-Entfall die Reise kaum leisten könnten.
    Jetzt habe ich bei meinen Aufenthalten aber den Eindruck einer sehr stark gewachsenen Mittelschicht gemacht, die sehr wohl gerne reisen und auch keine Probleme mit Visaerteilung haben (Finnland erteilt zB recht einfach Visa) und somit sehr gute West-Europa-Erfahrungen haben. Aber auch die gehören zu den 85% Unterstützern (oder trauen sich einfach nicht, die wahre Meinung zu sagen - auch das leider eine russische Tradition, begründet oder verstärkt im letzten Jahrhundert).
    Da ist sicher auch die Sprachbarriere eine Ursache; sehen alleine reicht nicht aus (wobei zB öffentlich knutschende Homosexuelle egal welchen Geschlechts für die Russen, die ich kenne, kein schöner Anblick sind), sondern sie müssen natürlich auch verstehen, was um sie herum passiert.
    Da hat es die nächste Generation, die jetzt 15-30 Jahre alt sind, einfacher - wenn die Ausreise eingeschränkt wird, ist das natürlich wieder vorbei.
    Bei der nachfolgenden Generation (0-15 Jahre) versucht man ja bereits wieder, sie in geordnete Bahnen zu pressen. Bei einer ideologischen Vorbelastung "überzeuge ich mich" auf Reisen dann aber auch nur noch von den schrecklichen Dingen, die ich schon immer wusste .....

  • Ich: " Wird es in Russland irgendwann Demokratie geben?"
    Meine Frau: "Nein, ihr versteht "unsere" Mentalität nicht...solange es Renten und sonstige Sozialleistungen gibt, sind die Leute zufrieden".

    Das Mentalitätsproblem ist die eine Sache, die andere ist, dass Russland ein riesiges Land ist, eigentlich schon ein Kontinent.
    Russland wird zu oft nur mit europäisch geprägten Großstädten wie Moskau und St. Petersburg wahrgenommen, die restlichen 99% des Landes, Kleinstädte und Dörfer, bleiben bei der Betrachtung außen vor.

    Oder mit dem Zitat aus einer Doku: " Das Stück Fleisch ist gerade noch groß genug um Unruhen zu verhindern, aber zu klein für individuellen Wohlstand".
    Und solange dieser Gesellschaftvertrag zwischen Volk und Kreml, also soziale Grundsicherung des Volkes und Fortbestand der Autokratie und Kleptokratie fortbesteht, wird sich nichts ändern.

    Zum Einen interessiert sich die ländliche Mehrheitsbevölkerung kaum für Politik und kulturelle Debatten, zum Anderen widmen sich Leute in den Städten bei individueller Marginalisierung der Nation und dem Volk zu.
    Das ist kein russisches Phänomen sondern ein generell sozial-psychisches Problem - wer die Wertigkeit über seine eigene Person verliert (glaubt zu verlieren), der flüchtet sich in den Volkskörper und in den Nationalismus/Kollektivismus oder in die eigene Rasse und das wird natürlich propagandistisch für das aktuelle Regime instrumentalisiert um den Machtzirkel zu erhalten.

    "Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen das eigene Ideal"
    Friedrich Nietzsche

  • Ich bin sehr skeptisch, ob sich in Russland etwas ändern kann. Den Grund hast Du ja schon erwähnt:


    Zitat von Dante

    Meine Frau: "Nein, ihr versteht "unsere" Mentalität nicht...solange es Renten und sonstige Sozialleistungen gibt, sind die Leute zufrieden".

    Das Mentalitätsproblem ist die eine Sache, die andere ist, dass Russland ein riesiges Land ist, eigentlich schon ein Kontinent.
    Russland wird zu oft nur mit europäisch geprägten Großstädten wie Moskau und St. Petersburg wahrgenommen, die restlichen 99% des Landes, Kleinstädte und Dörfer, bleiben bei der Betrachtung außen vor.

    In der Geschichte Russlands war es zwar nicht so wichtig, was die Menschen in den Kleinstädten und Dörfern gedacht haben. Da war Moskau im Zweifelsfall auch schon einmal sehr weit entfernt. Was auch bedeutet: Weit genug, um nicht für die jeweils herrschende Schicht wichtig zu sein.

    Aber ich widerspreche vehement Deiner Frau, daß es eine typisch russische Mentalität ist. Dann kennt sie die deutsche Geschichte nicht gut genug. In der Weimarer Republik hat sich ein Verfolgungswahn herausgebildet, der durchaus mit der in Russland vergleichbar ist. Und den Nazis war klar, daß einer der Fehler im 1. Weltkrieg war, an der "Heimatfront zu verlieren". Durch die Blockade der englischen Flotte UND durch eine katastrophale Wirtschafts- und Versorgungspolitik (Mehr zur Kriegswirtschaft im 1. Weltkrieg bei Wikipedia) hatten die Nazis gemerkt, sie müßten in einem erneuten europäischen Konflikt dafür sorgen, daß "das Volk" keinen wirtschaftlichen Grund hat, aufzubegehren. Wie man das gemacht hat, kann man gut in Götz Alys Buch "Hitlers Volksstaat" lesen.

    Aber ich glaube auch, die Gesellschaft unter Hitler mit der unter Putin zu vergleichen, das geht nur bedingt. Boshaft könnte man vielleicht sagen, daß das russische Volk mit weniger Aufwand bestochen und besänftigt werden kann. Meines Wissens ist auch nicht erkennbar, daß Russland seine eigene Wirtschaft so wissentlich vor die Wand fährt wie es die Nazis getan haben. Der Naziherrschaft lag der Genie-Gedanke zugrunde. Das Genie darf alles. Der Wille zur Macht, Wenn man so will, falsch verdauter Schopenhauer und Nietzsche. In Russland gibts den Nationalismus fürs Gemüt und die traditionelle tragende Säule der Gesellschaft ist die Beamtenschaft, die sich selbst bereichern darf. Ich mag mich täuschen, aber die Wissenschaftler waren sowohl in der Sowjetunion als auch in der Nazizeit privilegierter als die heutigen Wissenschaftler in Russland.

    Zitat von Dante

    Und solange dieser Gesellschaftvertrag zwischen Volk und Kreml, also soziale Grundsicherung des Volkes und Fortbestand der Autokratie und Kleptokratie fortbesteht, wird sich nichts ändern.

    Jein. Es wird die nationale Karte gespielt. Darin stecken zwei Gefahren. Die eine ist die, daß eine gewisse Gefahr darin besteht, daß "fehlgeleitete Brudervolk" der Ukrainer permanent als Faschisten und Verbrecher zu bezeichnen. Es hat mit der Realität nichts zu tun. Das funktionierte während der Sowjetunion prima, als so gut wie niemand eine Chance hatte, wie es im Westen aussah. Gut - es gibt die in Stein gemeißelte Lüge, daß alle Westukrainer seit 80 Jahren Faschisten sind. Aber eine echte Gefahr für Russland ist es, wenn eine ausreichende Anzahl Russen das Gefühl hat, daß der sich bescheiden gebende Putin wirklich 200 Milliarden Euro hat und sich die Oligarchen um ihn herum ebenfalls hemmungslos bereichern. Gut - Hitler und Göring ließ man ihre Maßlosigkeit auch bis zum Untergang durchgehen. Aber meines Erachtens auch deshalb, weil viele Deutsche merkten, daß sie selbst in ihrer Käuflichkeit jede Moral verloren haben.

  • Andere "Quellen" gehen von einem Vermögen von ca. 40 Mrd. Dollar aus, das "Zar Putin" sein Eigen nennen soll...
    Aber das ist alles nur Spekulation: Er wird der reichste Mensch in Europa (Europäischer Kontinent) sein - und das wird wohl der Wahrheit entsprechen.
    Achmetov, Janukowitsch, Poroschenko ... alle anderen in RU und UA werden da nicht gegen "anstinken" können.

    Wichtig aber ist es, dass wir dies immer und immer wieder den pro-russischen Putin-Anhängern erzählen, die immer noch an das Märchen von dem "genügsamen Menschenfreund" glauben wollen.